Die Überraschung ist gelungen. Bundesrat Albert Rösti sorgte mit seinem Besuch am Fest zum 20-jährigen Bestehen des Verbandes Lohnunternehmer Schweiz für Freude bei Mitgliedern, Partnern und Gästen. Er versprach in seiner Ansprache, sich für eine produzierende Landwirtschaft einzusetzen. Noch mehr Bürokratie lehnte er ab.
Imposant war der Empfang für die Gäste: Im Spalier aufgereiht die Traktorenflotte des Lohnbetriebes Andrey und Schaffer. Die Technikerherzen kamen an diesem Abend nicht zu kurz. Hochmoderne Technik von Gülleseparation über Transportfahrzeuge, Bodenbearbeitung, Saatkombinationen bis zu klassischen Erntemaschinen wie Rundballenpressen und Häckslern gab es zu sehen. Und wer wollte, konnte die Angusrinder im voll automatisierten Stall beobachten. Ein perfektes Ambiente für das Fest an diesem hochsommerlichen Abend, das in der grossen Halle und auf dem Hof stattfand.
Fernand Andrey, Vizepräsident des Verbandes, fand in seiner Begrüssungsansprache deutliche Worte. «War die Priorität vor 20 Jahren die Produktion von gesunden Nahrungsmitteln, so müssen wir uns heute ideologischen Behauptungen stellen, welche jeglicher wissenschaftlichen Grundlage widersprechen. Wir Lohnunternehmer sind der Schlüssel für eine nachhaltige und professionelle Landwirtschaft», sagte er. «Wir müssen die Inlandproduktion stärken, dazu die Direktzahlungen in Richtung Mehrwert lenken», ist sein Aufruf. Er erinnerte sich wehmütig an die Zeit der Pandemie: «Die Arbeit der Landwirtschaft wurde geschätzt, die Grünen waren still, und die Beamten im Homeoffice respektive am Velofahren.» Kaum sei die Pandemie vorbei gewesen, sei die Branche wieder mit ideologischem Wahnsinn überhäuft worden.
Fernand Andrey richtete den Blick in seiner Ansprach nach Bern. Aus seiner Sicht borden die Behörden über. Bund und Kantone rüsteten in einem noch nie gesehenen Ausmass ihre Verwaltung auf. Er empfehle, im Oktober an die Urne zu gehen und die Kandidaten zu unterstützen, die sich für eine produzierende Landwirtschaft einsetzten, appellierte er an die Gäste.
Nur ein kleiner Kreis wusste vom Überraschungsgast des Jubiläumsfestes. Umso grösser war das Staunen der Anwesenden. Bundesrat Albert Rösti nahm sich Zeit für kurze Gespräche und Selfies. In seiner Ansprache wandte er sich direkt an die Lohnunternehmer: «Herzlichen Dank für eure Arbeit in der Landwirtschaft.» Er sei sich bewusst, dass die Bürokratie ein enormes Ausmass angenommen habe. Er könne nicht versprechen, um wie viel sie reduziert werden könne. Aber: «Ich setze mich für eine produzierende Landwirtschaft ein.» Er erinnerte an die Initiativen, bei denen die Mehrheit der Bevölkerung gezeigt habe, dass sie hinter der Landwirtschaft stehe.
«In meinem Departement befindet sich das Bundesamt für Umwelt (Bafu)», so Rösti. Es gelte einerseits die Bereitschaft der Bevölkerung für die Finanzierung der Direktzahlungen zu wahren. Andererseits dürften Reglementierungen nicht überborden. Das Bafu wurde aus Bauernkreisen in den vergangenen Wochen immer wieder harsch für seine ökologischen Pläne kritisiert.
«Dank eurem Einsatz einer hoch entwickelten Mechanisierung, die gleichzeitig eine nachhaltige Landwirtschaft mit ökologischen Gesichtspunkten berücksichtigt, befinden wir uns auf einem guten Weg», betonte Rösti. Der Bundesrat stehe hinter einer produzierenden Landwirtschaft, liess er die Gäste wissen.
Die Freiburger Ständerätin Johanna Gapany (FDP) stellte in ihrem Grusswort die Nahrungsmittelversorgung in den Fokus: «Wir haben grosse Herausforderungen, die Nahrungsmittelversorgung dieses Landes zu sichern.» Sie gab sich zuversichtlich und empfahl erstens, innovativ zu sein, anstatt zu verbieten. Zweitens solle der Fortschritt begleitet werden, anstatt ihn zu begrenzen. Drittens sei eine Modernisierung der Infrastruktur nötig. «Wir werden der nächsten Generation eine moderne Landwirtschaft übergeben, die in der Lage ist, unsere Bevölkerung zu versorgen», schloss sie ihre Rede.
«Die Lohnunternehmer sind seit Jahren die wichtigste Partnergruppe der Landwirtschaft. Leider fehlt bis heute die politische Anerkennung unserer Anliegen beim BLW (Bundesamt für Landwirtschaft) und dem Schweizer Bauernverband», so Fritz Hirter, Ehrenpräsident des Verbandes Lohnunternehmer Schweiz.
Eine vorbildliche Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Verband für Landtechnik (SVLT) und der Fachkommission zwei habe den Weg zur Gründung unter dem Dach des SVLT geebnet, beschrieb Hirter die Gründungszeit. Mit 50 eingeschriebenen Mitgliedern wurde am 20.8.2003 der Start in den Räumlichkeiten von Motorex in Burgdorf vollzogen. Antriebe war damals, die Position der Lohnunternehmerbetriebe besser bekannt zu machen und sich politisch zu positionieren, zudem die Implementierung eines Ausbildungsmodells für Mitarbeiter von Lohnunternehmen. Hirter nannte auch die Pflege der Kameradschaft untereinander. Der Grillplausch habe seitdem Tradition.
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