Technik kann nicht alles lösen

Im Zusammenspiel zwischen Natur, Technik, Arbeitsprozess und Pflanzenbau sieht Matthias Anliker Chancen zur Optimierung. 

Matthias Anliker ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der Leiser Maschinen und Fahrzeuge AG. Bild: leiser

Matthias Anliker ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der Leiser Maschinen und Fahrzeuge AG. Bild: leiser

 

Sie sind seit über zehn Jahren bei der Leiser AG tätig, unter anderem als Unternehmensentwickler. Ein grosses Wort. Was dürfen wir uns darunter konkret vorstellen?
Matthias Anliker: Übergreifend bin ich dafür verantwortlich, wie wir uns bezüglich Produktportfolio, Partnerschaften oder auch mit der Entwicklung von Eigenprodukten und Innovatio­nen weiterentwickeln können. Parallel dazu bin ich im operati­ven Bereich in der Beratung vor allem für unsere Landtechnik­kunden unterwegs und betreue zusätzlich Spezialprojekte wie unsere Zweiwege-­Hubarbeitsbühnen oder unsere selbst elek­trifizierten Bobcat-e-S70- und e-S100-Maschinen, die wir unter anderem auch exportieren.

Apropos breit aufgestellt: Die Leiser AG deckt die Baubranche, Landwirtschaft, Industrie und Kommunaltechnik ab. Wie sehen Sie die Entwicklungen in der Agrarbranche für Leiser?
Wir sind aus der Landtechnikbranche gewachsen. Schon nach wenigen Jahren diversifizierte sich das Unternehmen in die Bau­, Kommunal­ und Industriebranche. Aktuell macht die Landtechnik 30 bis 40 % unseres Umsatzes aus. Bau ist auf selbem Niveau, Kommunaltechnik bei rund 20 %, der Rest ist Industrie. Grünland, Ackerbau­ und Materialhandling sind nach wie vor unsere Steckenpferde, und die Agrarbranche ist zentral für uns. Mit den bestehenden Produkten, weiteren Eigen­entwicklungen und ggf. auch zusätzlichen Produkten wollen wir diesen Bereich weiter ausbauen. Wir beschäftigen aktuell gut 50 Mitarbeitende an zwei Standorten.

Investitionsplanung, Effizienzgewinn oder auch Lebenszyklusbetrachtung sind wichtige Bestandteile in der Kostenberechnung beim Kauf von Maschinen. Inwiefern gibt es da Unterschiede zwischen der Landwirtschaft und der Baubranche?
Wir haben einerseits keine allzu grossen Betriebsstrukturen und andererseits eine sehr breite Diversität in der Schweizer Landwirtschaft. Dazu kommen viele Regulatorien, die wir erfül­len müssen. Dafür braucht es oft einen punktuellen Einsatz der Maschinen. Unsere Strategie ist es, dem Kunden eine möglichst flexibel einsetz­bare Mechanisierung anzubieten. Das heisst, ein Gerät zu stellen, mit dem der Kunde eine möglichst grosse Bandbreite an Arbeiten abdecken kann. Was die Ge­samtkostenbetrachtung bei der Land­technik betrifft, stellen wir fest, dass im Vergleich zur Baubranche die Landwirtschaft noch in den Kinderschuhen steckt. Der Aspekt des «total cost of ownership» kurz TCO, spielt in der Baubranche eine wesentlich grössere Rolle.

Ihre Empfehlung?
Zu einer fundierten Investitionsberatung gehört dieser Aspekt klar dazu. Mit der Wahl der besten und wirtschaftlichsten Mechanisierungslösung wird der Grundstein gelegt. Hier setzen wir bei der Beratung an, klären auf und bieten dem Kunden zum Produkt ein umfassendes Lösungs- und Dienstleistungsangebot mit dem Ziel minimaler Gesamtkosten. Dazu gehören beispielsweise Wartungs- und Serviceverträge, spezielle Nutzungs- und Restwertmodelle, Full-Service Leistungen und auch eine Vielzahl an Schulungen in unserer Leiser Academy.

Zur Historie: Leiser wurde vor 40 Jahren gegründet, ist inhabergeführt und vereint 15 Topmarken. Was waren die drei nachhaltigsten Entwicklungsschritte?
Im Jahr 1987 die Übernahme der Renault-Traktor-Vertretung bzw. 1991 die Übernahme des zentralen des Renault-Ersatzteillagers für die Schweiz. Das hat uns schweizweit zu einem hohen Bekanntheitsgrad verholfen. Weiter im Jahr 1994 die Übernahme des Manitou-Imports. Das legte den Grundstein für die Ausrichtung als Materialhandling-Spezialist. Im Jahr 2013 haben wir dann unsere neue Werkstatthalle bezogen. Ein Meilenstein für Leiser, weil uns das auf einen Schlag viel mehr Möglichkeiten geboten hat, noch bessere und umfangreichere Dienstleistungen anzubieten und das wachsende Maschinenportfolio effizient warten zu können.

Landwirtschaft verändert sich wahnsinnig. Was beschäftigt Sie am meisten in dieser atemberaubenden Transformation?
Ich sehe das pragmatisch. Digitalisierung und Automatisierung sind omnipräsent und wichtig. Doch: Wenn jemand eine komplett digitalisierte Fütterungskette hat, ist das super – keine Frage. Aber wenn die Grundfutterleistung nicht stimmt, dann kann die Technik das nicht auflösen. Zudem hängt die Transformation ein Stück von der politischen Richtung ab. Wir reden über Investitionen, Abschreibung und Nutzungsdauer von zehn bis 15 Jahren. Auf der anderen Seite haben wir als Rahmenbedingung eine Agrarpolitik, die für maximal vier Jahre eine Sicherheit gibt. Das ist schwierig.

Lohnunternehmerbetriebe sind für Sie …
… eine hochinteressante Kundschaft und spannende Gesprächspartner. Ein Bindeglied zum Landwirt und eine wachsende Branche, die auch eine Vorbildfunktion innehat.

Führen Sie diesen Satz zu Ende: Mich begeistert Landtechnik …
… weil sie ein wichtiger Bestandteil in der Produktion von Lebensmitteln ist. Dafür brenne ich.

Gibt es Situationen, wo Sie selbst noch den Schraubenzieher in die Hand nehmen?
Ich liebe es, in den schweren Schuhen beim Kunden zu sein, die Maschine einzustellen, Probleme zu lösen. In diesen Momenten führt mich das zu meinen Wurzeln zurück.

Zur Person: Matthias Anliker (46 Jahre), Mitglied der Geschäftsleitung Leiser Maschinen und Fahrzeuge AG. 
Ausbildung: Landmaschinenmechaniker mit eidgenössischem Fachausweis,
Technischer Kaufmann mit eidgenössischem Fachausweis, Nachdiplomstudium NDS HF Betriebswirtschaft strategische Unternehmensführung. Vizepräsident Baumaschinenwirtschaft VSBM.

 

 

"Im After-Sales-Bereich ist das Wachstum begrenzt über die personelle Verfügbarkeit von Arbeitskräften."

Matthias Anliker

Mitglied der Geschäftsleitung Leiser Maschinen und Fahrzeuge AG, Reiden (LU)

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