Trotz Volatilität zweitbester Nettoerlös

Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der fenaco Genossenschaft, beschreibt das Geschäftsjahr 2023 als herausfordernd, geprägt durch schwächelnde Nachfrage und stark gestiegene Kosten. Dennoch erzielte das Unternehmen den zweithöchsten Nettoerlös seiner Geschichte. Gleichzeitig verzeichnete fenaco einen Rückgang von 7,1 % im Geschäftsfeld Agrar.

„Treiber für den preisbedingten Umsatzrückgang war neben dem Geschäft mit fossilen Brenn- und Treibstoffen der Bereich Futtermittel und Getreide“, erklärte Finanzchefin Marta Pruneddu. Weiter beschrieb Keller den landtechnischen Bereich für das laufende Jahr als „verhalten“, im Gegensatz zu den vorvergangenen Jahren. Diese seien durchweg erfolgreich gewesen.
Das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT sank aufgrund von Lagerabwertungen auf Rohwaren und Dünger auf 107 Millionen Franken. Keller bemerkte, dass die Nettoerlösrendite von 1,4 % knapp unter der Zielsetzung und dem mehrjährigen Durchschnitt liegt, jedoch dennoch zufriedenstellend sei. Das Unternehmensergebnis betrug 97 Millionen Franken und lag damit deutlich über dem Vorjahr, unterstützt durch das gestiegene Zinsniveau und gute Finanzerträge. Besonders erfreulich bewertet Keller die Eigenkapitalquote von 63,1 %, womit die Zielmarke von 60 % erstmals übertroffen wurde. Bei Kellers Amtsantritt als Vorsitzender der Geschäftsleitung im Jahr 2013 lag die Quote bei rund 40 %.

«Es braucht mehr Innovation und weniger Mikromanagement»


Martin Keller erläuterte, dass landwirtschaftliche Familien den zunehmenden zeitlichen Aufwand für administrative Arbeiten beklagen. Die Bürokratie des „Reportings“ habe einen Detailierungsgrad erreicht, der Bäuerinnen und Bauern zwinge, sehr viel Zeit im Büro zu verbringen. Deshalb fehle die Zeit für das Testen neuer Technologien.
Pierre-André Geiser, Präsident des Verwaltungsrats, mahnte, den Selbstversorgungsgrad nicht aus den Augen zu verlieren. Die Kartoffelernte beispielsweise blieb im dritten Jahr in Folge unter der Zielmarke von 90 % Inlandversorgung. Dies liege nicht nur am Wetter, sondern auch am Mangel an wirksamen Mitteln zum Schutz der Kulturen. „Der Bund entzog in den vergangenen Jahren zahlreichen Mitteln die Bewilligung und liess nur wenige Alternativen zu“, so Geiser. Die Folgen dieser Zulassungspolitik seien zunehmend auf den Feldern sichtbar.
Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit von Offenheit gegenüber neuen Lösungen und technologischem Fortschritt – mehr Innovationen und weniger Mikromanagement. Hier sieht die fenaco-Spitze Potenzial. Martin Keller nannte als Beispiel die Technologie- und Dienstleistungsplattform Innovagri, die neue Methoden für nachhaltigen Pflanzenschutz schnell auf die Höfe bringen soll. Da die Anschaffung entsprechender Maschinen und Geräte für einzelne Betriebe zu teuer wäre, soll Innovagri den Zugang ermöglichen. Der Pool umfasse aktuell 17 Maschinen. Neu im Fenaco-Portfolio ist Sencrop, eine Technologie, das auf genaue lokale Wetterdaten und Prognosemodelle spezialisiert ist und als Entscheidungshilfe für optimale Pflanzenschutzbehandlungen und Bewässerung dient.

Nervöse Märkte


Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Keller mit einem Nettoerlös auf Vorjahresniveau. „Die Kostensituation dürfte angespannt bleiben“, erklärte er. Daher geht die fenaco von einem leicht besseren EBIT und Unternehmensergebnis aus. Sorge bereiten die volatilen Märkte: Die weltweite Bevölkerung wächst, die bestehenden Ackerflächen werden knapper und können mit der Produktivität und der wachsenden Nachfrage nicht mehr Schritt halten. Das führt dazu, dass die Märkte in einigen Segmenten enger geworden sind und Lagerbestände abgenommen haben, was die Märkte nervös macht.

Das bedeutet, dass man sich an hohe Preisvolatilitäten gewöhnen muss. „Solange die Welt in Unruhe ist, müssen wir mit stärkeren Preisschwankungen leben“, so Heinz Mollet, Leiter der Division Agrar.

Führungswechsel bei fenaco


Martin Keller kündigte seinen Rücktritt als Vorsitzender der Geschäftsleitung zum Ende Juni 2025 bereits im März an. Seine Nachfolge tritt Michael Feitknecht an, der derzeit Leiter des Departements Pflanzenbau ist. Diese Position wird dann von Jürg Friedli übernommen, dem aktuellen Geschäftsleitungsvorsitzenden bei Landor. Nach 40 Dienstjahren geht der Divisionsleiter Agrar, Heinz Mollet, Ende 2025 in den vorzeitigen Ruhestand. Ihm folgt Markus Hämmerli, der derzeit das Departement Frische/Lebensmittelsicherheit leitet.

Kirsten Müller

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